Pilgerwege
Zu Beginn, (wenn Sie nicht alles lesen wollen) eine Anmerkung warum diese Seite hier erscheint:
Eine Alternativroute des Pilgerweges führt durch Vehlin.
Pilgern mit religiösem Hintergrund ist Bestandteil sowie Tradition vieler Religionen und Kulturen und erfährt dieser Zeit eine erneute Sympathie. Einfach nur irgendwo Urlaub machen, aktiv oder ruhig, reicht vielen Menschen nicht. Sie wollen mehr, mehr für die Seele - suchen überdies nach einen tieferen Sinn des Lebens, möchten zu sich selbst finden. Die Wanderschaft auf heiligen Pfaden kann dabei wohltuender sein als jeder Strandurlaub. Manche sind in historischen Gewändern unterwegs, manche per Fahrrad oder auch zu Ross. Pilgern hat zu allen Zeiten Menschen fasziniert und verändert. Eine Pilgerreise, vor allem zu Fuß, bringt viel Unvorhergesehenes und vielfältige, zum Teil abenteuerliche Erlebnisse mit sich. Es kann nicht alles von zu Hause aus im Voraus geplant und fixiert werden. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf die Gegenwart, statt auf die Vergangenheit oder Zukunft.
Reisen für die Seele, dahin, wo Gott wohnt. Alles was man dafür braucht, ist ein bisschen Zeit.
Im August des Jahres 1383 überfielen die Truppen des fehdelustigen Raubritters Heinrich von Bülow das Dorf Wilsnack und legten es in Schutt und Asche. Wie durch ein Wunder blieben nach der Feuerbrunst drei in der Kirche als Abendmahl-Hostien vorrätig gehaltener Oblaten unverbrannt. Auf ihnen waren rote Flecke zu sehen und man war der Meinung dass dieses das Blut Christie sei. (Heutige Wissenschaftler sprechen von einem Pilzbefall.) Das heilig gewordene Gebäck war von nun an eine lukrative Relique. Es geschahen weitere kleine Wunder. (Bild - Pilgerzeichen)
Damals pilgerten jährlich bis zu hunderttausend Gläubige nach Wilsnack, welches selbst nie mehr als tausend Einwohner zählte. Somit liegt es nahe, dass dieser Menschenstrom für die Wilsnacker lebensbestimmend war. Das Dorf erfuhr einen plötzlich einsetzenden Wohlstand. Wallfahrer kamen aus Deutschland, England, Flandern, Frankreich, der Schweiz, Skandinavien, dem Baltikum, Russland, Polen, Tschechien, Österreich, Ungarn. Sie pilgerten um körperliche oder seelige Gebrechen zu lindern, das Seelenheil zu erlangen aber auch gezwungener Maßen als Ablasshandlung. Es ist in heutiger Zeit kaum vorstellbar - war aber so. Bei einem Schwur sagte man nicht "beim Leben meiner Mutter" sondern "beim Blut von Wilsnack".
1552 wurden die Hostien durch den ersten reformierten Pfarrer vernichtet.
(Bild rechts - hinter dieser Tür befand sich der Wunderschrein)
Doch bis heute gibt es Menschen, die auf den einstigen Pfaden unterwegs sind. Wilsnack. Es gibt viele Stationen zum Verweilen auf dem 130 (110 von Bötzow) Kilometer langen Weg.
(Link)
Der Streckenabschnitt des siebten Tages beträgt nur 21 km. Sie haben die Wahl zwischen zwei Alternativ-Routen. Wenn Sie die nördliche wählen, führt Sie der Weg durch Vehlin (auf Karte violett).
Es gibt auch noch die Möglichkeit, um die Söllenthiner Kirche nicht zu verpassen, an der Kreuzung am Ortsausgang von Söllenthin links in einen Feldweg abzubiegen. (auf der Karte grün) Dieser führt Sie entlang von Wiesen und Acker direkt nach Vehlin.
Nach den letzten Wanderkilometern sieht der Pilger jenen, ein halbes Jahrtausend alten, dreischiffigen und kreuzförmigen sowie turmlosen Kirchenbau am Horizont aufsteigen, die "Wunderblutkirche" oder St. Nikolai Kirche zu Bad Wilsnack.
Dieser Pilgerweg war vor der Wiedervereinigung Deutschlands fast in Vergessenheit geraten. Doch es bildeten sich Vereine die entsprechende Nachforschungen betrieben. Pilgersymbole an Schnitzaltären, auf Fresken und sogar Glocken märkischer Feld- und Backsteinkirchen sowie altes Kartenmaterial gaben den Routenverlauf preis.
Lied von Erich Mühsam (Auszug)
Wenn es noch ein bisschen mehr sein soll...
Einen stetig zunehmenden Pilgerstrom von jährlich über einhunderttausend verzeichnet Santiago. Das traditionelle Pilgerzeichen - eine gelbe Muschel auf blauem Grund (sieht in jedem Land etwas anders aus) - weist dem Pilger den Weg und leitet ihn auf eine lange Reise bis zum Grab des Heiligen Jakobus in Santiago de Compostella, dorthin, wo die Gebeine des Apostel Jakob bestattet sein sollen. Es gibt ein ganzes Netz von Wegen aus verschiedenen Ländern aber alle mit demselben Ziel. Auf den deutschen Strecken des berühmten Jakobsweges lässt sich entdecken, welch reiches kulturelles Erbe uns die mittelalterlichen Pilger hinterlassen haben. Erste Pilger waren bereits um 1100, also vor fast eintausend Jahren auf den Wegen unterwegs.
Ebenfalls nach der 'Wende' wiederentdeckt wurde der Brandenburger Jakobsweg. Er führt auf historischen Pilgerwegen (auf Polnischer Seite von Stettin kommend) von Frankfurt durch Brandenburg nach Sachsen-Anhalt. Dabei wandert man auf meist einsamen Wegen durch die flache Brandenburger Landschaft, durch verschlafene Dörfer und historische Kleinstädte. Durch Funde alter Pilgerzeichen wurde bestätigt, dass es schon im Mittelalter, als Berlin noch völlig unbedeutend war, einen Jakobsweg gab, der von Berlin über Wilsnack bis über die Elbe führte. (Es gibt noch zwei weitere Routen)
Beginn der heute favorisierte, 295 km lange Route ist das Steinrelief des Heiligen Jakob am Nordportal der Marienkirche Frankfurt. Der Pilgerweg verläuft (nördliche Route) über Müncheberg, Strausberg, Bernau mit Anschluss an das Berliner Stadtzentrum, weiter über Linum, Protzen, Wusterhausen, Görike, Bad Wilsnack, Havelberg, Hohenberg-Krusemark nach Tangermünde. Die Wegstrecke Berlin - Wilsnack entspricht etwa der des obigen Pilgerweges, nur dass die Stationen teilweise anders verteilt sind. Die Tagesstrecke Görike -
Bad Wilsnack fällt mit gut zwanzig Kilometern wiederum nicht allzu lang aus, so dass Abstecher in ein nahe liegendes Dorf, wie z.B. Vehlin möglich sind. Der Brandenburger Jakobsweg endet nach zwölf Etappen an der großen Jakobsfigur der Sankt-Stephans-Kirche in Tangermünde (eigentlich befindet man sich ja schon seit Havelberg in Sachsen-Anhalt). Von hier aus hat man noch neunzig Tagesmärsche vor sich um das ca. 2400 km entfernte Santiago zu erreichen.
Boun Camino!
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