Die große Restauration 1989-1993

 

Kirche 1990 Kirche heute
vorher nachher

 

Um 1970 gab es erste Schäden im Kirchendach die in den folgenden Jahren immer schlimmer wurden so dass das Gotteshaus 1978 nicht mehr benutzt werden konnte. Teile des Inventars wurden ausgelagert, die Türen für unbestimmte Zeit verschlossen. Warum dieses so geschehen musste, die Schuldfrage, soll an dieser Stelle nicht erörtert werden.

 

Das schadhafte Dach des Schiffes wurde zwischendurch durch den früheren hiesigen Landwirtschaftsbetrieb notdürftig mit Blechen abgedeckt um Schlimmeres zu verhindern. Eine gut gemeinte Maßnahme deren Nützlichkeit aber nicht lange vorhielt, da die Unterkonstruktion schon sehr zermürbt war und keinen Halt mehr bot. Außerdem gab es immer wieder neue Stellen an denen es durchregnete. Teilweise wurde schon neues Material beschafft, was zu dieser Zeit nicht einfach war. Die Kiefernbohlen und Dachsteine wurden aber nur eingelagert und nicht verbaut, da die Schäden schneller voranschritten als die Möglichkeiten diese zu beseitigen. Die Sparren am Turmanschluss waren schon fast nicht mehr vorhanden. Ein Deckenbalken war auf einer Seite verfault und abgestürzt, ein zweiter war kurz davor...

 

Bild: Nordseite - 1991

die Kirche 1991

 

"Die Kirche hält ein Dorf zusammen, wir dürfen sie nicht aufgeben!" -

 

Kirche Vehlin aus Nordost

So lauteten die Worte vieler Vehliner.

Im Spätsommer des Jahres 1989 fasste der Gemeindekirchenrat den Beschluss das Kirchengebäude wieder instand zu setzen, koste es was es wolle. Nach über einem weiteren Jahr war es dann soweit. Maschinen und viele fleißige Hände bekämpften den Wildwuchs auf dem Kirchplatz. Maurer, Zimmerer und Dachdecker verhalfen dem Gebäude zu einer neuen Dachhaut. Das Fachwerk des Turmes wurde ausgebessert, schadhafte Deckenbalken in Ordnung gebracht. Die schlimmsten Schäden waren damit beseitigt.

 

Auf der Nordseite des Schiffes wurden die schon früher beschafften Beton-Dachsteine verlegt. Alle anderen sind richtige Dachziegel.

 

Doch mit der abgeschlossenen Außensanierung war noch lange nicht Schluss.

 

Die gusseisernen Fenster wurden ausgebaut, Glasreste entfernt, gründlich gesäubert, grundiert, lackiert, zu einem Glaser gebracht und neu verglast, wieder eingebaut. Dieses erfolgte größtenteils in Eigenleistung.

 

Schadhafte Teile der Empore wurden ausgebessert. Der Treppenaufgang und die von unten sichtbare Decke wurden gänzlich erneuert, ebenso die Deckenbretter über der Empore.

Empore und Fenster

 

Eine größere Herausforderung war die Restauration der Holzbalkendecke. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Denkmalpflege Berlin wurden zwei Restauratoren aus Dresden mit dem Fall betraut. Im Juni 1991 erfolgte eine erste Besichtigung und die Schadensaufnahme. In der Folgezeit wurde ein Konzept zur restauratorischen Vorhergehensweise erarbeitet. Im folgenden Jahr wurden die Deckenbretter ausgebaut, stark gefährdete Farbschichten wurden mit einem Festigungsmittel fixiert und mit Spezialpapier beklebt. Nun konnten die Deckenbretter in einen Container verladen und nach Dresden transportiert werden. Mit ihnen auch die beiden Patronatsgestühle die einer dringenden Überholung bedurften. (Bilder zeigen restaurierten Zustand)

Patronatsgestühl Patronatsgestühl

 

Malerei alt

In der Werkstatt wurden die Bretter vom Schmutz der Jahrzehnte befreit. Fehlende Holzsubstanz, betroffen waren vor allem die Kantenbereiche vieler Bretter, wurde in der entsprechenden Holzart ersetzt. In Bereichen geringer Schädigung oder zur Strukturverfestigung kam auch kunstharzgebundene Holzergänzungsmasse zum Einsatz. An den Deckenbrettern wurde in den letzen 300 Jahren wiederholt Material ergänzt und die Malerei ausgebessert, zuletzt in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts.

Malerei neu

Damals wurden, da in der DDR nicht erhältlich, eigens Farben aus Westberlin besorgt. Das letzte gute Erscheinungsbild der Deckenmalerei mit all ihren Vermengungen bisheriger Restaurationen sollte akzeptiert und beibehalten bzw. wiederhergestellt werden. Neue Deckenbretter wurden komplett in Farbe und Ornament rekonstruiert und so fast unmerklich in den Altbestand integriert. Dabei wurden Farbigkeit und Brillanz der ergänzten Flächen entsprechend gebrochen um den organischen Fluss der Ornamentik zu erhalten.

Bilder: relativ gut erhaltener Deckenausschnitt vor und nach der Restauration

 

Für das letzte Feld über der Empore gab es keinerlei Anhaltspunkte mehr wie es früher ausgesehen haben könnte, es war komplett zerstört. Somit hätten die Restauratoren ein Dekor ersinnen müssen, dieses wurde vom Gemeindekirchenrat abgelehnt und deshalb blieb dieses Feld unbemalt.

 

Während die Decke in Dresden verweilte wurden Putzschäden ausgebessert und der gesamte Innenraum mit Sumpfkalk geweißt. Der schmiedeeiserne Kronleuchter wurde restauriert und elektrifiziert. Für den Turm wurden die Eingangstür sowie vier Lukentüren neu gebaut. Die Aufgänge wurden instand gesetzt und der Turm erhielt eine Beleuchtung. Vor dem Altar befand sich ein Podest der mit einer Absperrung umgeben war. Dieser wurde entfernt und die Fehlstelle des Bodens mit Beton- den übrigen Sandsteinen nachempfunden. Die Kirchenbänke wurden mit einer Lasur gestrichen. Im Außenbereich wurde das Gelände geebnet, Gras angesät und ein Kiesweg angelegt. Dies alles geschah in Eigenleistungen.

 

Das Gebäude erhielt nun auch einen neuen Stromanschluss, der frühere, über Freileitungen, war schon lange nicht mehr brauchbar.

Im Frühjahr 1993 wurden die restaurierten Deckenbretter wieder eingebaut. Deckenbalken und Füllhölzer erhielten Farbausbesserungen.

Durch das viele herablaufende Wasser während des Bauschadens, hatten sich Schichten der Kalkausmalung der Innenwände abgewaschen und es kam partiell ein farbiges Wellenband zum Vorschein. Dieser 'Laufende Hund' wurde ringsum wieder aufgemalt. Am Altar wurden alte Farbschichten entfernt, zerstörte oder gänzlich fehlende Gipsornamente und Stuckteile neu hergestellt und angebracht.

Decke, Füllholz, Laufender Hund
Detail Altar

Vergoldungen wurden erneuert und alles mit einem neuen Farbanstrich versehen. (Bild links: Altardetail) Die Verzierungen des Tisches, des großen Quaders vor dem Altar, waren original nicht vorhanden. Diese wurden auf Wunsch der Vehliner ersonnen und angebracht um diesem elementaren  Bauteil ein freundlicheres Aussehen zu bescheren.

Der Aufgang zur Kanzel sowie die Empore erhielten einen neuen Anstrich. (wiederum in Eigenleistung)

Die Firma, welche mit der Wiederherstellung der Kirchenmauer an der Straßenseite beauftragt wurde begann mit ersten Arbeiten, befand sich aber alsdann in Liquidation, so dass sich das Fertigstellen des gewünschten Teilstückes um Jahre verzögerte.

   

Das gesamte Bauvorhaben hat über 200'000 DM gekostet. Die Arbeiten an der Holzbalkendecke wurden größtenteils durch Fördermittel des Bundes und des Landes finanziert, der Rest durch ein Darlehn der Kirchengemeinde und durch großzügige Spenden.

 

Am 6. Juni 1993 wurde die Vehliner Kirche wieder in Gebrauch genommen.

 

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